Claus Guths Inszenierung von Tristan und Isolde im Opernhaus Zürich verarbeitet Wagners Affäre mit Mathilde Wesendonck, einer Amateur Dichterin und Frau eines Bankers aus Zürich (wo sowohl die Affäre als auch die Inszenierung statt fanden). Tristan und Isolde entfliehen den steifen Sittlichkeiten der Spießbürgergesellschaft des 19ten Jahrhunderts, hinein in eine private Welt in der sich Vergangenheit und Zukunft sowie Fantasie und Realität beständig vermischen. Es handelt sich hier nicht um ein Gesamtkunstwerk, sondern ehe eine komplizierte und intelligente Interpretation. Es ist mehr ein verworrener, komplizierter Thriller, als eine Reise in das zeitlose Unbewusste.
Bernard Haitink leitete das ausgezeichnete Orchester des Züricher Opernhauses bei einem aufregenden und schönen, jedoch sehr lautem Auftritt. Man konnte viele Feinheiten hören, aber nicht immer die Sänger. Barbara Schneider-Hofstetter, als Ersatz für Waltraud Meier, zeigte zwar eine unermüdliche Isolde mit einer exzellenten Mittelstimme und guten Diktion, besitzt jedoch einfach nicht Meiers Charisma. Der gesundheitlich angeschlagene Peter Seiffert sang Tristan mit einer unfeinen aber doch effektiven Deklamation in den ersten zwei Akten, scheiterte allerdings am dritten Akt mit fünfzehn Minuten stimmlosen Gekrächze. Michelle Breedt als Brangäne, Matti Salminen als König Marke und besonders Martin Gantner als Kurwenal waren alle erstklassig.
Hier können Sie meine längere Kritik lesen (auf Englisch). Danke an Christiane!
Bild: Michelle Breedt als Brangäne (Photo Suzanne Schwiertz/Opernhaus Zürich)